Öffentliche und halböffentliche WCs und Sanitäranlagen stehen selten im Fokus der Öffentlichkeit und werden auch bei Bauprojekten zum Teil eher stiefmütterlich behandelt. Dabei sind sie von großer Bedeutung für den Wohlfühlfaktor nicht nur in Schulen, Universitäten, Museen, Bahnhöfen oder Krankenhäusern, sondern auch in Hotels und Restaurants. Dieser Artikel richtet sich daher an Gewerbetreibende, Architekten, Bauprojektmanager und Verantwortliche im öffentlichen Dienst. Er gibt einen Überblick über die verschiedenen angebotenen Lösungen – hier mehr Informationen – und erklärt, worauf bei der Entscheidung für ein bestimmtes System zu achten ist.
Inhaltsverzeichnis
Was für Lösungen gibt es?
Zunächst einmal geht es hier nur um WCs und Sanitärräume, die für die Nutzung durch mehrere Personen gleichzeitig vorgesehen und geeignet sind. Erst hier ergibt sich das Problem, dem sich Hersteller von WC-Trennwandsystemen und Co. widmen: der Herstellung von Privatheit und Sicherheit, in einem öffentlichen oder halböffentlichen Raum. Grundsätzlich ist die Lösung dieses Problems alt und weithin bekannt. WC-Trennwände und Sichtschutz zwischen den Urinalen sollen die Privatheit im öffentlichen Sanitärraum gewährleisten.
Doch besonders während der Coronapandemie und durch die voranschreitende Automatisierung der Produktion haben sich am Markt neue Angebote und Lösungen entwickelt, die aufgrund der Verschwiegenheit, die das stille Örtchen verlangt, kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeiten und der verantwortlichen Einkäufer und Architekten gelangen. Zu WC-Trennwandsystemen gibt es in der Regel keine wirklichen Alternativen, auch wenn sie nicht nur Vorteile bieten.
Hygiene wird großgeschrieben
Besonders seit der Coronapandemie hat sich der Fokus auf Hygiene noch einmal deutlich verschärft. Insbesondere der Anteil der Herren der Schöpfung, die nach dem Gang zur Toilette auf jegliche Hygienemaßnahmen verzichten, dürfte deutlich zurückgegangen sein. Saubere Hände gehörten schon vorher zu einem gesunden Lebenswandel und der Respekt gegenüber den Mitmenschen gebietet ebenfalls schon lange, sich nur mit sauberen Händen zu begegnen. Waschrituale und -regeln gehören daher in verschiedenen Kulturen zu den guten Sitten.
Corona hat die Aufmerksamkeit auf dieses Thema noch einmal fokussiert und die Hersteller und Ausstatter reagierten vor allem durch berührungslose Sensoren. Die Ausstattung mit Seifen- und Reinigungsspendern, die keine Berührung erfordern oder mit dem Arm bedient werden können, ist ein weiterer Aspekt dieser Entwicklung.
Berührungslose Sensoren werden mittlerweile nicht mehr ausschließlich an Wasserhähnen und an den Urinalen verwendet, sondern können auch die Kabinentür öffnen und verschließen oder die WC-Spülung betätigen. Zum Einsatz kommen hier entweder Infrarotsensoren oder präzisere und daher zu verschiedenen Zwecken einsetzbare ToF-Sensoren. ToF steht für Time of Flight und bezeichnet ein Messverfahren. Es wird ein Lichtpuls ausgesendet, trifft auf ein Objekt und die Sensorik misst die unterschiedlichen Zeiten, die die Reflektion benötigt, um zur Kamera beziehungsweise zum Sensor zurückzukehren.
Aus dieser Zeit, die der Lichtstrahl unterwegs ist, also seine Flugzeit – Time of Flight – errechnet der ToF Sensor die Entfernung des Objekts. Bewegungen können somit als Veränderungen der Entfernung eines Objekts zum Sensor abgebildet werden, ähnlich wie Fledermäuse ihr Sonar verwenden. Um tatsächlich Bewegungen und nicht nur Standbilder zu registrieren, wird dieser Vorgang bis zu 512-mal pro Sekunde wiederholt. Damit können theoretisch auch komplexere Zeichen aufgenommen und interpretiert werden und so auch unterschiedliche Steuersignale gesendet werden.
Insbesondere können ToF Sensoren unterscheiden, ob jemand nur den Raum betritt, sich im Bereich des Sensors aufhält oder tatsächlich versucht, Steuersignale an den Sensor zu übermitteln. So können beispielsweise auch eine Kurz- und eine Langspültaste am Gerät unterschieden und durch Handgesten bedient werden. Setzt man diese Technik an Pissoirs ein, wird zuverlässig unterschieden, ob der Nutzer gerade ankommt, vor dem Urinal steht oder den Bereich wieder verlässt. Fehlspülungen zur Begrüßung des Nutzers und fehlendes Abspülen nach Beendigung des Besuchs gehören damit der Vergangenheit an.
Unterschiedliche Materialien stehen zur Auswahl
Seit der Coronapandemie bieten viele Hersteller auch besonders hygienische und leicht reinigbare Oberflächen und Beschichtungen an. Diese erleichtern dem Reinigungspersonal den Job und bieten Bakterien einen schlechteren Nährboden als das klassisch lackierte Holz, welches häufig zum Einsatz kommt. Bei den spezialisierten Herstellern erstreckt sich das Produktportfolio von einfachen und kostengünstigen Systemen für den Trockenbereich über feuersichere Trennwände bis hin zu sehr schönen und hochwertigen Glaskabinen und -schränken für exklusive Sanitär- und Umkleidebereiche.
Glas
Wie auch beim Hausbau liegt der Baustoff Glas dabei voll im Trend. Durch die modernen Fertigungstechniken kann das Glas außerdem individuell beschriftet oder verziert werden und Beschläge sowie Befestigungsrosetten können in das Glas eingelassen werden. Das ermöglicht robuste, pflegeleichte Trennwandsysteme im modernen, minimalistischen Look. Besonders eignen sich diese für Schwimmbäder sowie Thermen beziehungsweise den Nassbereich oder dort, wo Nassbereich und Trockenbereich dicht beieinander liegen.
Holz
Die klassischen WC-Trennwände aus HPL-Vollkernplatten, Spanverbundplatten und Sandwichelementen werden in der Regel in hauseigenen Schreinereien hergestellt und können an jede Anforderung angepasst werden. Eine individuelle Gestaltbarkeit der Oberflächen und der Materialmix aus Metallprofilen, Bändern, Scharnieren und Beschlägen sorgen dafür, dass auch einfache, robuste und kostengünstige Lösungen edel aussehen und abwechslungsreich gestaltbar sind. Die Wände können zudem individuell gestaltet werden. So kann der WC-Raum im Kindergarten etwa mit besonders farbenfrohen und fröhlichen Elementen gestaltet werden, sodass sich die Kinder auch wohlfühlen.
Metall
Für den Einsatz in raueren Gefilden und wenn, wie bei Bahnhöfen oder Flughäfen besondere Brandschutzbedingungen zu erfüllen sind, eignen sich Trennwandsysteme aus Metallen wie Aluminium, Edelstahl oder beschichtetem Stahlblech. Sie sind nicht nur schwer entflammbar, sondern auch besonders robust, kratzfest und leicht zu reinigen, was sie auch für besonders stark frequentierte und strapazierte Stille Orte zu einer guten Alternative macht.
Für maximale Privatsphäre bieten viele Hersteller von WC-Trennwandsystemen ihre Produkte auch in voller Raumhöhe an, was insbesondere dem Schallschutz enorm zuträglich ist. Entgegen der ersten Intuition, die uns sagt, dass durch solche Lösungen mehr Raum zugebaut wird und der Sanitärraum dadurch insgesamt kleiner wirkt, ist tatsächlich das Gegenteil der Fall. Raumhohe, vollständig geschlossene WC-Kabinen lassen den Sanitärraum im Vergleich sogar größer und edler wirken. Das macht diese Lösungen besonders attraktiv für Restaurants, Hotels oder Kreuzfahrtschiffe.
Umweltschutz
Ein weiteres Thema, welches kaum mit WC-Trennwandsystemen in Verbindung gebracht wird, aber vielen Käufern am Herzen liegt, ist der Umweltschutz. Das betrifft vor allem die Herkunft der Holzprodukte, denn hier steht der Bestand des heimischen Waldes auf dem Spiel. Besonders fortschrittliche Hersteller setzen daher auf PEFC zertifiziertes Holz als Rohstoff. Das bekannteste Gütesiegel aus der Gruppe der PEFC-Zertifikate ist das FSC® Gütesiegel.
FSC® fördert den Mischwald, achtet auf die Biodiversität, verbietet einen Kahlschlag und beugt der Übernutzung der Wälder vor. Das Zertifikat wurde bis Anfang des Jahres an fast 4.000 Unternehmen vergeben und trägt damit einen großen Anteil an einer umweltgerechten Forstwirtschaft. Wem dies wichtig ist, der kann darauf achten, dass der Hersteller nur Holz aus PEFC zertifizierten Quellen bezieht. In Deutschland sind bereits etwa zwei Drittel der Wälder durch PEFC geschützt. Ihre Bewirtschaftung muss nachhaltigen und sozialverträglichen Kriterien entsprechen.
Außerdem tragen Photovoltaikanlagen zu einer umweltfreundlichen Energieerzeugung und einer Reduzierung der CO₂-Emissionen in der Produktion bei und einige Hersteller heizen auch ausschließlich mit Holzabfällen aus der hauseigenen Herstellung. Nicht jeder Hersteller geht allerdings mit seinen Umweltschutzmaßnahmen hausieren, sodass im Zweifel am besten einfach nachgefragt werden sollte, wie das Unternehmen in diesem Bereich aufgestellt ist.