Das Kartenspiel Poker ist den meisten Menschen ein Begriff. Es wurde zunächst in Verbindung mit dem Wilden Westen gesehen und galt als fixer Bestandteil jedes Westerns. Dort trafen sich die Helden im Saloon und kämpften am Pokertisch mit allen Mitteln um den Sieg.
Doch dieses verruchte Image verlor das Spiel spätestens mit dem Entstehen des Internets. Die Betreiber von Online Pokerseiten erkannten schnell das Potenzial, das dieses Spiel bot und verlagerten es ins Netz. Dort feierte Poker einen Siegeszug rund um die Welt und wurde durch zahllose TV-Übertragungen zu einem gefeierten Online-Spiel. Auch in Deutschland zog es viele junge Spieler in die Welt von Live-Poker.
Dieser Boom zeigte bald Auswirkungen, Deutschland stellt mittlerweile insgesamt drei Poker-Weltmeister. Diese werden jedes Jahr bei der World Series of Poker in Las Vegas gekürt, wo sich Spieler aus der ganzen Welt treffen, um die besten zu küren. Doch damit nicht genug, haben Poker und seine zahlreichen Fachbegriffe längst Einzug in die deutsche Sprache gehalten.
Sie finden sich vor allem im Zusammenhang mit der Berichterstattung über politische, sportliche und gesellschaftliche Ereignisse. Wie oft liest man über einen Poker, das heißt, um das Ringen um ein Ergebnis? Sei es in wichtigen gesellschaftlichen Fragen, beim Kampf um einen neuen Vertrag eines bekannten Sportlers oder in wochenlangen Diskussionen politischer Parteien, die ihre jeweilige Position durchsetzen möchten.
Das Pokern hat dabei weniger mit Glück, als vielmehr mit Strategie zu tun. Wie im Kartenspiel auch, geht es darum seine Stärke, oder vorgebliche Stärke, mit kontrollierter Aggression und logischem Denken durchzusetzen. Wer alles auf eine Karte setzt, ohne sich vorher eine Strategie überlegt zu haben, wird nicht nur im Spiel, sondern auch im Leben scheitern. Doch neben der Verwendung des Begriffes „Poker“ finden immer mehr Fachbegriffe aus dem Spiel Einzug in die tagtägliche Verwendung der Sprache. Schließlich bieten sie eine prägnante Möglichkeit, eine Situation zu beschreiben.
All-In
An vorderster Front steht dabei die Bezeichnung „All-In“. Sie wird beim Pokern gebraucht, wenn ein Spieler wortwörtlich alles auf eine Karte setzt und alle seine verbliebenen Chips in die Mitte des Tisches schiebt. Damit riskiert er alles zu gewinnen oder zu verlieren. Dieser machtvolle Einsatz kann entweder extreme Stärke oder Schwäche bedeuten. Er setzt den Gegner unter Druck, seine Karten auf den Tisch zu legen und ebenfalls enorm viel zu riskieren.
„All-In“ wird in den letzten Jahren immer öfter in der Berichterstattung über sportliche Ereignisse oder bei Verhandlungen in der Politik genutzt. Dabei bezeichnen die Journalisten eine Situation, in der ein Beteiligter alles auf eine Karte setzt und eine Entscheidung erzwingen möchte.
Doch wie beim Pokern auch, kann dies sehr schnell schiefgehen, wenn man entweder die Situation oder den Gegner falsch eingeschätzt hat. Entweder wird das Risiko belohnt, oder der Entscheidungsschlag geht nach hinten los. Schließlich reicht die eigene Stärke nicht immer aus, um ein Spiel zu gewinnen. So gilt beispielsweise ein Full House beim Poker als enorm starke Hand. Doch das allein gewinnt noch kein Spiel. Besteht aufgrund des Spielverlaufs und aufgrund der offen liegenden Karten die Möglichkeit, dass der Gegner ein noch besseres Blatt auf der Hand hat, ist Vorsicht angebracht. Das gilt im Spiel, wie bei Verhandlungen.
Bluffen
In diesem Zusammenhang wird das Bluffen wichtig. Hier geht es darum, etwas vorzugeben, was man nicht hat. Wer aus heiterem Himmel behauptet, über ein unschlagbares Blatt zu verfügen, wird wenig Glaubwürdigkeit aufweisen. Wer darüber hinaus regelmäßig vortäuscht, der Beste zu sein, wird bald nicht mehr ernst genommen werden. Ein Bluff muss daher wie ein Skalpell eingesetzt werden.
Hier zählt es seine Stärke über länger Zeit glaubwürdig zu vertreten und sich auch von starken Gegenreaktionen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Beim Bluffen geht es darum, Glaubwürdigkeit aufzubauen und bis zum Ende hin durchzuziehen. Dies muss jedoch immer in Abstimmung mit dem Spielverlauf passieren. Wenn die Chance groß ist, dass der Gegner tatsächlich über starke Karten verfügt, wird ein Bluff sinnlos. Immerhin sieht dann auch ein anderer Teilnehmer gute Chancen sich durchzusetzen und wird nicht aufgeben, egal wie stark der Druck wird.
Noch stärker wird die Waffe „Bluff“, wenn die anderen Spielteilnehmer gar nicht sehen, dass sie einer Täuschung aufgesessen sind. Schließlich ist kein Pokerspieler gezwungen, seine Karten zu zeigen, wenn es ihm zuvor bereits gelungen ist, alle anderen Spielteilnehmer erfolgreich zu vertreiben. So liefert er keine Informationen über seine Strategien und Spielweise, die seine Gegner, im weiteren Verlauf gegen ihn verwenden können. Wer, wann, wo und wie blufft, bleibt so im Verborgenen.
Flop
Wer im Leben einen Flop erlebt, spricht zumeist von einer Situation, die sich als wenig erfolgreich erwiesen hat. Diese Enttäuschung hat jedoch nichts mit der Bedeutung, die der „Flop“ im Poker hat, zu tun. Dort handelt es sich um die ersten drei Karten, die der Pokerdealer am Tisch offen austeilt. Sie können von den Spielteilnehmern dazu verwendet werden, um eine Pokerhand zu bilden und dienen auch dazu, um die Situation der anderen Spielteilnehmer einzuschätzen. Wer hier bereits aufgibt, hatte laut einer Einschätzung keine Chance mehr auf eine gute Hand, wer im Spiel verbliebt, sieht gute Chancen auf einen Gewinn.
Outs
Die „Outs” beim Poker markieren die Chancen, die ein Spieler noch hat, seine Hand zu verbessern. Beim Kartenspiel lassen sich diese Chancen mathematisch berechnen. Das bedeutet, es liegt nun in der Hand des Spielers zu beurteilen, ob er ein hohes Risiko das Spiel zu verlieren noch in Kauf nehmen möchte, oder nicht. Die Logik gibt ihm hier die Handlungsanweisung, ein guter Spieler wird dieses Instrument nutzen, um die für das Spiel richtiger Entscheidung zu treffen. Ähnliches gilt auch im Geschäftsleben. Wer kaum noch Chancen auf Erfolg hat, sollte den Versuch unterlassen, hier eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu erzwingen, schließlich geht so ein Versuch fast immer schief.
Pot
Beim Pot handelt es sich beim Pokern wie im Leben um jenen Einsatz, der in der Mitte des Tisches liegt. Dieser Stapel Chips oder Geld markiert den Hauptgewinn, um den sich alle streiten und der das Ziel des Spiels ist. Je größer der Pot wird, umso attraktiver ist es beim Pokern mit dabei zu sein, wenn zumindest die Chance besteht, seine Pokerhand zu verbessern oder den Gegner hinauszudrängen.
Tilt
Das ist jener Zustand, den es beim Poker gilt, unbedingt zu vermeiden. Wer „Tilt“ geht, gibt sein logisches Denkvermögen auf und versucht nur noch seinen Frust und Ärger loszuwerden. Das führt im Spiel wie im Leben zu unlogischen und bisweilen verrückten Entscheidungen. Spieler werden dann zumeist aggressiv und unkonzentriert und verlieren nur noch mehr und schneller. Bei Verhandlungen „Tilt“ zu gehen, reduziert die Chancen auf einen Abschluss ebenfalls gewaltig. Dann setzt das logische Denkvermögen aus und die Destruktivität nimmt überhand.
Spiegelbild der Wirklichkeit
Diese Pokerbegriffe finden sich nicht nur im Spiel, sondern immer öfter auch im täglichen Sprachgebrauch. Poker gilt unter Spielern nicht umsonst als Spiegelbild der Wirklichkeit. Hier treffen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus allen Schichten der Gesellschaft aufeinander und messen sich unter vorgegebenen Regeln und unter Berücksichtigung von Logik und Mathematik im Ringen um den Erfolg. Es überrascht daher nicht, dass erfolgreiche Pokerspieler oft auch in Berufen erfolgreich sind, in denen diese Fähigkeiten gefragt sind. Davon abgesehen bringen die Pokerbegriffe komplexe Sachverhalte mit einem Wort auf den Punkt und werden daher gerne in Medien verwendet, um das Ringen um Lösungen zu beschreiben.