Mladá Boleslav (ots) –

› Als Ingenieur prägte Hrdlička maßgeblich die Entwicklung von Škoda Favorit, Škoda Rapid sowie Škoda 1000 MB – und damit die Geschichte von Škoda Auto

› Familie Hrdlička ist seit drei Generationen eng mit dem in Mladá Boleslav ansässigen Automobilhersteller verbunden

Die Lebensgeschichte von Petr Hrdlička, der heute seinen 90. Geburtstag feiert, ist eng verbunden mit der tschechischen Automobilindustrie und der Marke Škoda. Aufgrund seines immensen Fachwissens über moderne Automobilkonstruktion stieg er bis zum Direktor der Technischen Entwicklung auf. In dieser Position war er maßgeblich für die Entwicklung des Škoda Favorit verantwortlich. Zuvor hatte er bereits intensiv am Škoda 1000 MB mitgewirkt und in den 1980er Jahren die Weiterentwicklung der Heckmotormodelle von Škoda vorangetrieben.

Eine große Karriere trotz schwieriger Voraussetzungen

Petr Hrdlička wurde am 12. September 1934 in Prag geboren. Da sein Vater während des Zweiten Weltkriegs als Direktor des Automobilherstellers tätig war, erhielt er zunächst keine Zulassung zu einem Hochschulstudium. Stattdessen ging Hrdlička zum Institut für Kraftfahrzeugforschung (ÚVMV). Dank seines Geschicks und seiner Motivation sowie einer günstigen Wendung der Ereignisse wurde er 1954 doch noch an der Tschechischen Technischen Universität in Prag (ČVUT) angenommen. Nach seinem Abschluss ging Petr Hrdlička 1959 zu Škoda Auto und begann in der Abteilung für Werkzeugbau.

Großer Einfluss auf den Škoda 743 und den Škoda 1000 MB

1959 wurde Petr Hrdlička wegen seines Wissens über Hypoidgetriebe mit der Berechnung von Eckdaten für die Hinterachse des kommenden Škoda 1000 MB betraut. Seine Arbeit wirkte sich auch auf Änderungen weiterer Fahrzeugkomponenten aus und optimierte deren Haltbarkeit. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre leitete Petr Hrdlička die Wissenschaftliche und Technische Entwicklung des ÚVMV. Dort baute er eine Innovationsabteilung auf, die sich zunächst mit der Modernisierung der Modellfamilien Škoda 742 (Limousine) und 743 (Coupé) befassen sollte. Er selbst trug federführend zur Entwicklung der Nachläuferhinterachse bei. Zudem war er an der Einführung der Zahnstangenlenkung, einer leistungsfähigeren Bremsanlage und dem Wechsel vom Vier- auf ein Fünfganggetriebe beteiligt, durch das sich sowohl Geräuschentwicklung als auch Kraftstoffverbrauch reduzierten.

Petr Hrdličkas bedeutendstes Projekt: die Entwicklung des Škoda Favorit

Am häufigsten fällt der Name Petr Hrdlička jedoch in Verbindung mit dem Škoda Favorit, dessen Erfolg zum zentralen Faktor für die weitere Entwicklung des Unternehmens wurde. Der Favorit markierte den lang erwarteten Umschwung hin zu einem modernen Schrägheckdesign sowie Frontmotor und Frontantrieb. Von März 1983 bis März 1990 leitete Petr Hrdlička sieben Jahre lang als Direktor die Abteilung Technische Entwicklung. Zu Beginn dieser Ära war er maßgeblich an dem Vertrag mit dem Designer Giuseppe ‚Nuccio‘ Bertone beteiligt. Durch sein technisches Fachwissen beeinflusste Hrdlička die Entwicklung, das Design sowie die Entscheidungen über mögliche Zulieferer für alle Fahrzeugkomponenten und setzte sich für die Einführung zahlreicher moderner Technologien bei den Zulieferern ein.

Das Projekt Škoda Favorit führte Petr Hrdličkas Team in Rekordzeit zur Serienreife: Schon im September 1987 stellte Škoda das von Grund auf neu entwickelte Modell der Öffentlichkeit vor. Auf Basis seiner modernen Gestaltung und neuer Technologien trug dieses Modell ganz erheblich zur Modernisierung der gesamten Automobilindustrie in der damaligen Tschechoslowakei bei und legte den Grundstein für die Entscheidung von Volkswagen, den tschechischen Hersteller 1991 in den Konzern aufzunehmen. Petr Hrdlička schied zwar 1990 bei Škoda Auto aus, als externer Berater stand er dem Unternehmen aber Mitte der 1990er Jahre wieder zur Seite, wobei er insbesondere zu der Entwicklungsabteilung enge Beziehungen pflegte.

Das technische Erbe der Familie Hrdlička

Die Verbindung der Familie Hrdlička zu dem in Mladá Boleslav ansässigen Automobilhersteller geht bis auf den Januar 1929 zurück. Damals wurde Petr Hrdličkas Vater Karel Hrdlička (1. März 1888 – 7. Dezember 1979) erst zum Stellvertretenden Werksleiter berufen und stieg kurze Zeit später zum Direktor des Autoherstellers auf, der damals offiziell Aktiengesellschaft für die Automobilindustrie (ASAP) hieß. Diese Position füllte Karel Hrdlička bis 1942 aus, als er sie wegen der Kriegswirren aufgeben musste. Unter seiner Führung stieg Škoda inmitten starker einheimischer Wettbewerber zum größten Autohersteller des Landes auf. Darüber hinaus konnte Škoda durch die Einführung der Volumenfertigung in einem hochmodernen neuen Werk so wichtige Modelle wie Popular, Rapid, Favorit und Superb auflegen.

Seit einiger Zeit führt Petr Hrdličkas 1969 geborener Sohn Martin Hrdlička die Familientradition fort. Er ist seit Januar 1993 für die Marke Škoda tätig. Als hervorragender Techniker ist er derzeit Leiter der Fahrwerks- und Antriebsstrangentwicklung.

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Quelle: ots