Berlin (ots) –

Am 20. September hat das Multinationale Kommando Operative Führung der Bundeswehr in Ulm eine Überprüfung des ersten europäischen Musterkorridors der NATO für Militärverkehr erfolgreich abgeschlossen. Dieser Korridor schließt die drei europäischen Staaten Niederlande, Deutschland und Polen ein. Die multinationale Übung „DeployEx 2024“ diente insbesondere der Kontrolle neu eingeführter grenzüberschreitender Verfahren und Prozesse. Hierzu fuhr seit dem 18. September eine Marschkolonne von Bundeswehrfahrzeugen über 1.000 Kilometer von den Niederlanden durch Deutschland bis nach Polen. Die Kolonne legte dabei mehrere Zwischenhalte entlang der überwiegend über Autobahnen führenden Fahrtstrecke ein. Hierzu zählte etwa auch eine eingerichtete militärische Tankstelle an der Raststätte Zweidorfer Holz an der Bundesautobahn A2.

Military Mobility – schnelle Truppenverlegungen der NATO

Mit der Ausgestaltung des Korridors von West nach Ost war Anfang des Jahres das NATO-Unterstützungskommando Joint Support and Enabling Command, kurz JSEC, in Ulm betraut worden. Es koordiniert sämtliche Truppenbewegungen des Sicherheitsbündnisses in Europa. Seitdem hatte es Verfahren für den Ablauf von grenzüberschreitenden Bewegungen von Militärkräften vorgegeben. Diese waren zuvor in einer trinationalen Arbeitsgruppe der Niederlande, Deutschlands und Polens vereinheitlicht und festgelegt worden Der jetzt überprüfte Korridor ist Teil eines Military Mobility-Projekts, das als ein Leuchtturmprojekt den europäischen Pfeiler in der NATO stärkt.

Standards, feste Verfahren und Korridore dienen der Beschleunigung von Prozessen innerhalb der Streitkräfte, aber auch zwischen verschiedenen Mitgliedstaaten.

Koordinierung durch Territoriales Führungskommando

Das für sämtliche Militärbewegungen über die „Drehscheibe Deutschland“ zuständige Territoriale Führungskommando der Bundeswehr aus Berlin war die dritte, an der Übung beteiligte Dienststelle. Als koordinierendes Kommando war es vor und während der mehrtägigen Militärübung für einen reibungslosen Ablauf auf operativer Ebene verantwortlich.

Der Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr Generalleutnant André Bodemann bewertet das Vorhaben positiv: „Schnelle Truppenverlegungen der NATO sind ein entscheidender Beitrag zur glaubwürdigen Abschreckung und zum Schutz des Bündnisses. Für Deutschland als geostrategisch zentrale Transitnation in Europa ist Military Mobility von strategischer Bedeutung. Sie wird hiermit auf ein neues Niveau gehoben.“

Geplant und festgelegt wurde hierfür in Berlin die für die Verlegung notwendigen Versorgungseinrichtungen für die Truppenbewegungen sowie die Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten für Soldatinnen und Soldaten entlang der Fahrtstrecke in den Niederlanden, in den Bundesländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie in Polen. Gleichzeitig mussten alle Absprachen mit den Streitkräften der Niederlande und Polens sowie mit für den Grenzverkehr zuständigen Behörden getroffen werden. Die aus der Übung gewonnenen Erfahrungen sollen nunmehr genutzt werden, um Prozesse insgesamt weiter zu optimieren.

Als Befehlshaber des Kommandos ist General Bodemann nach Ende der Überprüfung zufrieden: „Die Drehscheibe Deutschland hat einmal mehr gut funktioniert. Wir haben erneut gezeigt, wie die Bundeswehr ihrer Verantwortung im Zentrum Europas in Bezug auf Abschreckung und die Verteidigung des NATO-Bündnisgebiets gerecht wird.“

Die Einrichtung und der Betrieb des Drei-Staaten-Korridors ist beispielgebend für alle weiteren der NATO. Damit bekräftigt Deutschland zugleich den Willen, eine Vorreiterrolle für Military Mobility in der NATO und EU zu übernehmen.

Geplant ist, die Fähigkeiten der Bundeswehr zur logistischen Unterstützung, der Verkehrsführung sowie dem Schutz der Partner in EU und NATO bei ihrem Aufenthalt in Deutschland weiter auszubauen.

Hintergründe: Military Mobility, PESCO und Abschreckung

Der erfolgreiche Test des Korridors für Truppenbewegungen in Europa ist Ergebnis politischer Absprachen der beteiligten Nationen im Januar 2024. Am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffens in Brüssel wurde die Einrichtung eines grenzüberschreitenden Bewegungsstreifens für den militärischen Verkehr von Westen nach Osten beschlossen. Die Absicht ist, ein „Military Schengen“ zu etablieren, um Truppen- und Materialtransporte in Europa insgesamt zu beschleunigen. NATO und EU arbeiten bei verschiedenen Projekten der Military Mobility eng zusammen.

Die Bundeswehr unterstützt befreundete Nationen bei ihren Bewegungen nach und durch Deutschland und engagiert sich seit Jahren in einem Permanent Structured Cooperation-Projekt, kurz PESCO. Mit diesem werden europäische Verfahren beschleunigt. Das hierzu zählende Projekt der EU zu Military Mobility dient dazu, Verfahren für Truppenbewegungen zu vereinfachen, zu standardisieren und zu beschleunigen. Weiterhin soll dadurch die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur angestoßen und vorangetrieben werden. Mit Military Mobility können befreundete Streitkräfte grenzüberschreitend Personal und Material einfacher verlegen, um schnell an Übungs- und Einsatzorte, etwa an die NATO-Ostflanke, zu kommen.

Von Westeuropa an die NATO-Ostflanke

Es geht dabei um die Organisation des militärischen Verkehrs von West nach Ost im Bündnisfall. Vor allem der Transport von Truppen, Material und Nachschub von großen westeuropäischen Häfen an der Nordsee an die NATO-Ostflanke stehen im Fokus. Seit dem völkerrechtswidrigen Vorgehen Russlands im Jahr 2014 hat die NATO ihre Truppenpräsenz in Osteuropa zur Abschreckung immer weiter verstärkt. Für Übungen sowie für Einsätze bei Bedrohungen muss Verstärkung schnell an die Ostflanke gelangen.

Operatives Führungskommando übernimmt Koordinierung

Zukünftig wird das Operative Führungskommando der Bundeswehr die zentrale Ansprechstelle für operative Belange für die Verbündeten und multinationalen Organisationen wie NATO und EU, aber auch für deutsche Behörden und Organisationen, sein. Damit wird es die militärischen Sicherheitsaufgaben auf Bundes- und Landesebene wahrnehmen. Auch die Koordinierung von Truppenverlegungen in und über die „Drehscheibe Deutschland“ gehört hierzu. Heute sind es noch das Territoriale Führungskommando und das Einsatzführungskommando, die sich hierbei eng abstimmen.

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