Mainz/Frankfurt am Main (ots) –
Am 4. September 2024 fand in Frankfurt am Main zum 11. Mal der Tinnitus-Tag der Deutschen Hörakustiker statt. Diese interdisziplinäre Fachtagung für Hörakustiker, Ärzte, Audiotherapeuten und Selbsthilfegruppen aus ganz Deutschland wird von der Bundesinnung der Hörakustiker KdöR (biha) als Spitzenverband des Hörakustiker-Handwerks ausgerichtet.
Mehr als 740 Millionen Erwachsene sind von Tinnitus betroffen. Mehr als 120 Millionen Menschen – meist ab einem Alter von 65 Jahren – leiden unter einem permanenten Ohrgeräusch und nehmen es als Problem wahr. Die Belastung durch einen Tinnitus für Betroffene wird häufig noch unterschätzt. Daher gibt es die Forderung an gesundheitspolitische Entscheidungsträger, die Forschung zu Therapieansätzen für Tinnitus stärker zu fördern.
Hans-Jürgen Bührer, Vizepräsident der Bundesinnung der Hörakustiker, begrüßte die rund 70 Experten aus dem Bereich Hörgesundheit. Die interdisziplinäre Fachtagung sei laut Bührer eine feste Konstante im Rahmen des Weiterbildungsangebots der biha. Der gemeinsame Austausch mit Kollegen, Fachleuten und Wissenschaftlern ermögliche den Blick über den eigenen Tellerrand, der für die bestmögliche Versorgung von Tinnitus-Betroffenen wichtig sei. Durch alternative Therapieansätze aus unterschiedlichen Fachbereichen gewinnen Hörakustiker neue Perspektiven bei der Beratung und Betreuung.
PD Dr. Patrick Neff, wissenschaftliche Projektleitung der Abteilung Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich, eröffnete das diesjährige Programm und gab in einem Vortrag über „Akustische Stimulation bei Tinnitus: Was wissen wir zu Tinnitusmaskierung, Soundtherapien, Tinnitusmatching und kurzfristiger akustischer Tinnitusunterdrückung“ einen Überblick über die aktuelle Forschung.
Judith Bierle, Hörakustiker-Meisterin aus Landau in der Pfalz, beschrieb den „Umgang mit Tinnitus-Patienten in der Praxis“. Als Bausteine der Tinnitus-Versorgung nannte sie neben den Ergebnissen der Audiometrie das Counseling-Gespräch, die Hörgeräteversorgung, das Hörtraining, die Audiotherapie und Copingstrategien sowie ein interdisziplinäres Netzwerk von Partnern vor Ort. Beim Tinnitus-Fahrplan, der individuell auf Betroffene abgestimmt werde, sollten Ziele eindeutig definiert werden.
Über „Tinnitus aus zahnärztlicher Sicht“ sprach Dr. Jürgen Dapprich, zahnärztlicher Leiter und Inhaber des CMD-Centrums in Düsseldorf, Spezialist für Funktionsdiagnostik und Therapie (DGFDT). Zu den Symptomen einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) gehöre bei 57 Prozent seiner Patienten ein Tinnitus, der hauptsächlich einseitig auftrete. Im Rahmen der ganzheitlichen CMD-Therapie nehmen die Ohrgeräusche in der Regel ab.
Prof. Dr. Holger Schulze, Experimentelle HNO-Heilkunde, Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Kopf- und Halschirurgie am Universitätsklinikum Erlangen, stellte die „Low-intensity noise tinnitus suppression (LINTS): Eine Behandlungsstrategie auf Basis des Erlanger Modells der Tinnitusentstehung“ vor. Das Erlanger Modell betrachtet subjektiven Tinnitus als Nebeneffekt eines physiologischen Mechanismus, der die Informationsübertragung in das auditorische System mittels stochastischer Resonanz auch im gesunden Hörsystem permanent optimiert.
Die Resonanz auf die Vorträge der Hörgesundheits-Experten war sehr positiv. Zahlreiche Wortmeldungen sorgten für eine lebhafte Diskussion mit den Referenten und für einen intensiven fachlichen Austausch der Teilnehmer untereinander. Die Ankündigung einer Fortsetzung des Tinnitus-Tages im kommenden Jahr fand den Beifall der Teilnehmer.
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Michael Skwarciak, M.A. (biha), skwarciak@biha.de
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Quelle: ots